Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition) by Bauer Matthias & Zach Bastian

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition) by Bauer Matthias & Zach Bastian

Autor:Bauer, Matthias & Zach, Bastian [Zach, Bastian]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bookwire GmbH
veröffentlicht: 2012-06-11T22:00:00+00:00


XLV

Die großen Flügeltüren zur Bibliothek des Dominikanerklosters wurden aufgestoßen.

„Bischof Franz Anton von Harrach zu Rorau!“, verkündete der schmächtige Novize mit zitternder Stimme. Der Bischof tätschelte dem Novizen väterlich den Kopf und betrat den Saal, dessen unzählige, in Regale gepferchte Bücher bis an die Decke reichten.

Pater Bernardus erhob sich aus seinem Ledersessel und eilte mit seliger Miene auf den Bischof zu. Nicht dass er mit dessen Besuch nicht gerechnet hätte. „Welch vortreffliche Überraschung, Euch bei uns willkommen heißen zu dürfen!“

„Pater Bernardus!“, begann der Bischof theatralisch, „was soll ich sagen? Ich wollte Euch nach diesem unleidlichen Disput nicht vor allen ermahnen, weshalb ich dies jetzt tue. Ich schätze derlei Zwistigkeiten nicht im Geringsten“, tadelte der Bischof mit sorgenvoller Miene.

Bernardus wusste, dass sich der eigentliche Zweck des Besuchs erst nach dieser Scharade offenbaren würde. Also spielte er mit und senkte demütig den Kopf. „Es lag nicht in meiner Absicht, Eure Eminenz. Verzeiht meine Ungeschicktheit.“

Der Bischof fasste ihn an der Schulter als Zeichen der Vergebung. „Allerdings stimme ich Euch zu, Pater Bernardus, dass derlei Nichtigkeiten nichts in Rom verloren haben.“

Bernardus nickte verständnisvoll. „An uns soll es ja nicht liegen. Einzig –“ Er hielt inne, auf eine Reaktion des Bischofs wartend.

„Einzig?“

„Wollt Ihr mich nicht ein Stück begleiten? Womöglich bin ich auf ein Problem gestoßen …“ Bernardus wies mit der Hand zur Tür.

Der Bischof nahm seine Einladung an, Bernardus ging neben ihm. Basilius gesellte sich zu ihnen, geräuschlos wie immer, und folgte den beiden Männern in gebührlichem Abstand.

Sie schritten gemächlich aus der Bibliothek und in einen langen Gang hinein, an dessen Ende eine kleine Tür war. Gedämpftes Licht fiel durch die hohen Fenster zu ihrer Linken und beleuchtete die prunkvollen Gemälde der Ordensleute an der Wand gegenüber.

„Ihr fürchtet ein Problem?“, bohrte der Bischof nach.

„Nicht direkt ein Problem, vielmehr eine, wenn ihr so wollt, Unebenheit im Konsens, die es auszubügeln gilt. Denn seht, was nützt es, wenn wir uns einig sind, dass es andere gibt, die Zwietracht schüren und Lügen verbreiten?“

„Auf wen spielt Ihr an?“

„Basilius sprach von zwei Weggefährten, die aus dem Dorf gekommen waren. Ein Mann und eine Frau, aber offenbar nicht sein Eheweib.“

„Ich weiß nicht, worauf Ihr hinauswollt.“

„Was, wenn diese beiden nun von ihnen erzählen? Ihr wisst, was der Pöbel aus einer solchen Geschichte macht. Binnen weniger Tage wäre die Stadt in Aufruhr, und was der heilige Vater in Rom dazu sagen würde, könnt Ihr Euch sicher vorstellen …“

Der Bischof nickte bedächtig. Sie näherten sich langsam der Türe am Ende des Ganges.

Bernardus blickte den Bischof von der Seite verstohlen an, würde dieser der Fährte folgen? „Also sollte man diese Geschichten im Keim ersticken, bevor sie sich ausbreiten und ihr Unheil entfalten können“, fuhr der Dominikaner fort.

Der Bischof nickte bedächtig.

„Man sollte daher versuchen, die beiden zu finden und sie in einem wohlwollenden Gespräch zur Räson bringen, meint ihr nicht?“, sagte Bernardus und legte damit dem Bischof den Köder aus.

„Gewiss, Pater, gewiss. Aber wo soll man mit der Suche beginnen? Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, eher würden wir die Nadel im Heuhaufen finden.“ Der Bischof stieß ein glucksendes Lachen hervor.



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